„Neugier auf Neues mitbringen“
Kommunikation ist ein sehr vielseitiger Bereich. Fachkräfte haben hier die Möglichkeit, sich in viele Themen wie Wissenschafts-, Umwelt oder Interne Kommunikation einzubringen.

„Neugier auf Neues mitbringen“

Kommunikationsjobs sind seit Jahren sehr beliebt. Und auch ihr Ansehen nimmt weiter zu, berichtet Regine Kreitz vom Bundesverband der Kommunikatoren (BdKom). Auf professionelle Kommunikation kann niemand mehr verzichten.

Interview: Nicole Kretschmer 

Regine Kreitz ist seit 2017 ehrenamtlich als Präsidentin für den Bundesverband der Kommunikatoren tätig. Foto: privat

WILA Arbeitsmarkt: Was macht gute Kommunikation aus?
Regine Kreitz: Vor allem ist Kommunikation ein interaktiver Prozess. Es gibt dabei auf der einen Seite jemanden, der die Botschaft sendet und auf der anderen Seite den oder die Empfänger. Wer sendet sollte also auch empfangsbereit sein, sodass ein Austausch zustande kommt.

Professionelle Kommunikator*innen müssen festlegen, wen sie erreichen wollen, was ihre Botschaft und der Kontext sind, in dem sie senden. Außerdem kann natürlich ein Differenzierungsmerkmal dazugehören: Also wie können Sender ihre Botschaften von anderen abheben, wenn gleichzeitig kommuniziert wird. Gute Kommunikation ist dabei klar, zielgerichtet und auf Austausch angelegt.  

Welche Berufsbilder sind im Verband vertreten? 
Der BdKom vertritt Kommunikator*innen, die hauptberuflich in Unternehmen und Organisationen im Bereich Kommunikation tätig sind. Journalist*innen sowie Mitarbeiter*innen von Kommunikationsagenturen sprechen wir nicht vorrangig an. Beide Bereiche haben ihre eigenen Verbände. Unsere Mitglieder sind in sämtlichen Branchen und unterschiedlichen Kommunikationsdisziplinen tätig, beispielsweise Media Relations, interne Kommunikation, digitale Kommunikation, Public Affairs oder Redenschreiben. Kunden- und Produktkommunikation oder auch Krisenkommunikation gehören ebenfalls dazu.


 
„Mit dem digitalen Fortschritt hat professionelle Kommunikation kontinuierlich an Bedeutung gewonnen.“
 

 

Was ist so faszinierend an Jobs mit Schwerpunkt Kommunikation? 
Es ist ein sehr vielseitiger Bereich, der sich im ständigen Wandel befindet! Und hier ist lebenslanges Lernen nicht nur eine leere Hülse, sondern essentiell. Ein ganz wichtiger Treiber dafür ist natürlich die Digitalisierung, und mit dem digitalen Fortschritt hat professionelle Kommunikation kontinuierlich an Bedeutung gewonnen. Es ist gar nicht so lange her, dass in manchen Unternehmen noch die Ansicht vertreten wurde, man komme ohne professionelle Kommunikation aus. Das hat sich grundlegend verändert, weil die Öffentlichkeit Kommunikation heute auch einfordert. Transparenz und aktive Stakeholder-Kommunikation sind sehr viel wichtiger geworden. 

Wie hat die Corona-Pandemie die Kommunikator*innen beeinflusst? 
Die Ergebnisse unserer großen Berufsfeldstudie, die wir alle drei Jahre durchführen, zeigen einerseits, dass die Kommunikationsabteilungen in der Krise sehr stark gefragt waren. Die Mehrheit der Befragten sagt, dass die Kommunikation bei der Bewältigung der Krise in Unternehmen und Organisationen eine sehr wichtige Rolle gespielt hat. Die Umstellung der Arbeitsprozesse, Homeoffice, die große Unsicherheit, wie es weitergeht in vielen Unternehmen, all das hat hohe Anforderungen vor allem an die interne Kommunikation gestellt. 

Aus der Befragung ging auch hervor, dass die Kommunikator*innen für ihren Einsatz in der Pandemie organisationsweit Anerkennung bekommen haben. Auf der anderen Seite darf man nicht vergessen, dass die Zeit für Kommunikationsabteilungen sehr herausfordernd war und auch zu tiefen Einschnitten in manchen Bereichen geführt hat, wie zum Beispiel im Messe- und Eventbereich. 


 
„Interessant kann das für Quereinsteiger*innen aus der Wissenschaft sein, denen es ein Anliegen ist, dass die Öffentlichkeit wissenschaftliches Arbeiten und wissenschaftliche Erkenntnisse besser versteht.“
 

 

Hat die Wissenschaftskommunikation durch die Pandemie das Thema Klimaschutz einen Aufschwung erlebt? 
Ich komme selbst aus dem Bereich und finde dieses Thema sehr spannend: Es stimmt, dass sich durch beide Krisen das Spotlight auf die Wissenschaftskommunikation gerichtet hat und ich finde, es hat hier einen echten Schub gegeben. Denn die Wissenschaftsorganisationen haben durch diese beiden Themen noch einmal gemerkt, dass es ein großes öffentliches Interesse an ihren Erkenntnissen und deren Einordnung durch Expert*innen gibt und es nicht mehr ausreicht, Ergebnisse nur zu publizieren. Kommunikationsexpertise ist gefragt, interessant kann das gerade auch für Quereinsteiger*innen aus der Wissenschaft sein, denen es ein Anliegen ist, dass die Öffentlichkeit wissenschaftliches Arbeiten und wissenschaftliche Erkenntnisse besser versteht und der Dialog besser gelingt. 

Welche Kompetenzen sind in der Kommunikationsbranche gefragt?
Niemand wird aus dem Stand Kommu-nikator*in. Man braucht heute ein breites Fachwissen. Ein wissenschaftliches Studium ist eine gute Grundlage – 93 Prozent der Kommunikator*innen sind Akademiker*innen –, wobei es nicht unbedingt ein fachspezifisches Studium im Bereich Kommunikationswissenschaft oder Publizistik sein muss. PR-spezifisches Wissen kann auch sehr gut im Job sowie durch anschließende Weiterbildungen oder ein berufsbegleitendes Studium erworben werden. Diese haben oft einen hohen Praxisbezug, was gerade in der Berufseinstiegsphase sehr hilfreich ist.

Darüber hinaus sollten angehende Kommunikator*innen eine Liebe zu Texten haben und gerne mit Texten, aber auch mit Bildmaterial umgehen. Denn grundsätzlich geht es darum, präzise Botschaften für unterschiedliche Zielgruppen formulieren zu können. Digitalkompetenz ist wichtig sowie Verständnis und Interesse für gesellschaftliche Zusammenhänge. Kommunikator*innen sollten gut zuhören können, aufgeschlossen für Neues und Veränderungen sein sowie eine Portion Frustrationstoleranz mitbringen, denn oft muss auf Unvorhergesehenes reagiert werden, obwohl man doch einen so schönen Plan hatte. 


 
„Insgesamt haben wir aber den Eindruck, dass es zurzeit eine hohe Mobilität im Kommunikationsbereich gibt.“
 

 

Wie entwickelt sich die Arbeitsmarktlage?
Genaue Zahlen haben wir nicht, aber von Personalberater*innen sowie aus der Redaktion des Job-Newsletters „KOMJobs“ hören wir, dass viel Bewegung im Markt ist. Der Newsletter hatte in diesem Jahr bereits dreißig Prozent mehr Anzeigenschaltungen als 2020. Das können natürlich Nachholeffekte nach der Coronakrise sein. Im letzten Jahr haben Unternehmen mit der Besetzung von neuen Stellen eher abgewartet.

Insgesamt haben wir aber den Eindruck, dass es zurzeit eine hohe Mobilität im Kommunikationsbereich gibt – auch Wechselbereitschaft unter Kommunikator*innen, weil sie beispielsweise in der Pandemie zu dem Schluss gekommen sind, dass sie sich verändern wollen. Es ist also gerade viel los und unternehmensseitig werden Stellen eher auf- als abgebaut.  

Ihre Mitglieder können sich in Landes-, Fach- und Kompetenzgruppen einbringen. Wovon können sie hier profitieren?
Die neun Landesgruppen sind unsere regionalen Netzwerke, jedes Mitglied ist je nach Arbeitsort automatisch einer Landesgruppe zugeordnet. Außerdem haben wir ein Netzwerk mit Schwerpunkt Österreich, Schweiz und Lichtenstein, denn dort haben wir auch Mitglieder.

Die Fachgruppen sind branchenspezifisch ausgerichtet. So gibt es beispielsweise Gruppen zu Energie, Ernährung und Agrar, Kunst und Kultur, Soziales oder Politik und öffentliche Verwaltung. Hier haben unsere Mitglieder die Möglichkeit, sich innerhalb ihrer Branche zu vernetzen und auszutauschen. Im Gegensatz dazu legen die Kompetenzgruppen Schwerpunkte auf besondere Spezialisierungen. Zurzeit haben wir drei Kompetenzgruppen: Digitalkommunikation, Interne Kommunikation und neuerdings auch Wissenschaftskommunikation. Eine Kompetenzgruppe Nachhaltigkeitskommunikation befindet sich in Gründung.   

Bundesverband der Kommunikatoren e. V. (BdKom)
Gegründet wurde der BdKom im Jahr 2003 und hat zurzeit rund 4.500 Mitglieder. Die Vorteile einer Mitgliedschaft sind:
  • Austausch in den Landes-, Fach- und Kompetenzgruppen
  • Veranstaltungen wie Webinare, Redaktions- und Unternehmensbesuche und Netzwerktreffen
  • Vergünstigte Teilnahme am jährlichen Kommunikationskongress in Berlin
  • Berufsfeldstudie „Profession Kommunikator*in“: www.kom-profession.de
  • Talent Award, Sommerakademie und Sondermitgliedschaften für Studierende und Young Professionals
  • Infomaterialien und -broschüren zu aktuellen Themen wie Gendersensible Sprache oder Corporate Volunteering
  • Abonnement des Fachmagazins „KOM“ und die Vernetzung über die „myBdKom-App“ 
Kosten: 
  • Jahresbeitrag für Vollmitglieder: 155 Euro 
  • Jahresbeitrag für Fördermitglieder: 260 Euro
Webseite:

Wie kann der Jobeinstieg gelingen? 
Praktika sind eine gute Möglichkeit, sich zu orientieren und erste Erfahrungen zu sammeln. Auch Praxissemester eignen sich hervorragend, für die ersten Schritte in der Berufswelt. Das war während der Corona-Pandemie sehr schwierig, doch die Situation verbessert sich. Das Volontariat ist der Königsweg des Einstiegs und Absolvent*innen mit abgeschlossenem Volontariat werden von Arbeitgebern sehr gern genommen. Allerdings gibt es nicht so wahnsinnig viele Volontariatsstellen. Daher würde ich raten, nicht zu verzagen, wenn man keinen Platz bekommen hat. Denn nach wie vor ist der direkte Einstieg als Berufsanfänger*in im Bereich Kommunikation ebenfalls gängig. 


 
„Angehende Volontäre sollten genau hinschauen, ob sie in dem jeweiligen Unternehmen auch wirklich eine Ausbildung bekommen.“
 

 

Worauf sollten Berufseinsteiger*innen bei einem Volontariat achten?
Im Verband haben wir uns ganz ausführlich mit diesem Thema auseinandergesetzt und einen Leitfaden für Unternehmen herausgegeben. Denn was nicht passieren sollte, ist dass ein Arbeitgeber etwas als Volontariat verkauft, was keines ist. Angehende Volontäre sollten genau hinschauen, ob sie in dem jeweiligen Unternehmen auch wirklich eine Ausbildung bekommen. Merkmale sind zum Beispiel ein Vertrag und ein Ausbildungsplan, aus dem hervorgeht, wie das Volontariat ablaufen soll. Zum Volontariat gehört eine Betreuung, das Durchlaufen verschiedener, auch externer Stationen. 


 
„Unsere Mitglieder profitieren vom Austausch im Verband und den Kontakten, die man beispielsweise über die Tagungen oder Gruppen generiert.“
 

 

Welche Vorteile bietet eine Mitgliedschaft für den Berufseinstieg?
Studierende können beispielsweise in unserem Students Network Mitglied werden und für Berufseinsteiger*innen haben wir die Young Professionals Mitgliedschaft. Hier profitieren sie vom Austausch im Verband und den Kontakten, die man beispielsweise über die Tagungen oder Gruppen generiert. Vernetzung ist ja in jedem Job sehr wichtig, aber in unserem ganz besonders. Zu unserer Nachwuchsarbeit gehört außerdem der Talent Award, mit dem sehr gute, praxisbezogene Abschlussarbeiten prämiert werden sowie unsere Sommerakademie, die wir jeweils gemeinsam mit einer Hochschule veranstalten.  

Wer kann mitmachen?
Grundvoraussetzung ist, dass man hauptberuflich für ein Unternehmen oder eine Organisation Kommunikation betreibt. Als Nachweis reicht beispielsweise der Eintrag auf der Webseite, eine Visitenkarte vom Unternehmen oder ähnliches. Es muss einfach erkennbar sein, dass die Person, die den Antrag stellt, auch eine entsprechende Position ausübt. Wer diese Voraussetzung nicht erfüllt, den BdKom aber dennoch unterstützen will, kann Fördermitglied werden.

  • Infodienst-Trainee-Stellen Der Artikel ist im WILA Arbeitsmarkt erschienen. Neben den Artikeln im Online-Magazin bietet das Abo-Produkt mehrere hundert ausgewählte aktuelle Stellen pro Wochen – von Montag bis Freitag aktualisiert und handverlesen speziell für Akademiker*innen mit einem generalistischen Studienhintergrund.
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