„Offenheit ist entscheidend“
Im e-Science Büro finden Forscher*innen Antworten auf Fragen zu digitale Technologien, Datenmanagement oder Datenschutz im Forschungsprozess.

„Offenheit ist entscheidend“

Digitale Technologien verändern auch die Forschung. Daher gibt es immer öfter Servicestellen an Hochschulen. Im eScience-Büro der Fakultät für Erziehungswissenschaft an der Uni Hamburg erlebt Michael Wuppermann viele Forschende als technisch versiert und neugierig auf neue Tools.

Interview: Katrin Poese

Michael Wuppermann unterstützt Forschende bei den Themen digitale Tools, Datenschutz und -management. Foto: UHH/Scholz

WILA Arbeitsmarkt: Welche Unterstützungs- und Beratungsangebote hat das eScience-Büro im Programm?
Michael Wuppermann: Das eScience-Büro ist in sich agil konzipiert. Das heißt, wir haben keine strikte Agenda, die wir eigenständig definieren. Stattdessen kommen Forscher*innen mit Fragen zu uns, die sich unter anderem um die Themengebiete digitale Technologien, Datenmanagement oder Datenschutz im Forschungsprozess drehen. Sie haben meist konkrete Herausforderungen in der technischen Umsetzung zu lösen oder allgemeinen Beratungsbedarf. Oder sie haben gesehen, dass neue Technologien zur Verfügung stehen, und wollen prüfen, ob diese sich für ihr konkretes Forschungsdesign einsetzen lassen.

Wir klären zunächst die Anforderungen ab und planen dann auf den vorhandenen Ressourcen aufbauende Lösungen. Das Wissen stellen wir auch den anderen Forschenden zur Verfügung: Lösungsansätze, die sich übertragen lassen, kommunizieren wir in unsere Fakultät und auch darüber hinaus, zum Beispiel mit unserem eScience-Blog. So wollen wir bewirken, dass ein Wissenstransfer zwischen den Forschenden stattfindet. Zusätzlich organisieren wir Workshops und Vorträge zu Themen wie Datenschutz, Forschungsdatenmanagement oder Open Science. 


 
„Es geht dabei um eine Kollaboration der Forschenden untereinander und den Datenaustausch.“
 

 

Wo liegen die größten Herausforderungen in der Forschung?
In jeder Phase eines Forschungsprozesses werden da unterschiedliche Dinge nachgefragt. Zuerst hat man die Ideen- und die Entwicklungsphase, ehe man in die tatsächliche Umsetzung der Datenerhebungsphase kommt. Forschungsdatenmanagement und -software sind Themen, die schon sehr früh im Antrags- und Forschungsprozess wichtig sind und sich dann wie ein roter Faden durchziehen.

Dabei geht es um eine Kollaboration der Forschenden untereinander und den Datenaustausch: Wie kann ich beispielsweise qualitativ Daten erheben, auch ohne physische Präsenz? Wie kommen die Daten sicher dorthin, wo sie weiterverarbeitet werden sollen?

Außerdem ist Datenschutz ein großes Querschnittsthema. An der Fakultät für Erziehungswissenschaft haben wir es zum Beispiel oft mit Daten von Minderjährigen oder gesundheitsbezogenen Daten zu tun, die eine besondere datenschutzrechtliche Beratung und Umsetzung erfordern. Außerdem geht es oft um Projektmanagement-Ansätze, aber auch um Kollaborationslösungen, also das, was man unter Digital Workplace fasst. 

Wie wichtig sind digitale Technologien in der Forschung derzeit?
Das kann man so allgemein schwer beantworten. Da gibt es eine sehr heterogene Ausprägung je nach Disziplin und je nachdem, wie sich die Hochschulen bei diesem Thema organisiert haben. Was ich aber für das eScience-Büro, das mitten in der Pandemie gestartet ist, wahrnehme, ist, dass digitale Forschung zunehmend in der Breite ankommt und nicht mehr nur auf digital geprägte Forschungsbereiche begrenzt ist. Es bleibt abzuwarten, ob das ein Corona-Effekt ist oder sich auch langfristig etabliert. Das gilt jetzt für uns in der Erziehungswissenschaft, aber ich denke, das ist auch gut übertragbar auf andere sozialwissenschaftlich-empirisch forschende Bereiche.  


 
„Es besteht auch eine große Offenheit, Dinge auszuprobieren – etwa zum Beispiel erstmal mit einem Piloten zu erproben.“
 

 

Wie ist das Hochschulpersonal inzwischen in Sachen Bewusstsein für digitale Technologien aufgestellt?
Ich nehme ein sehr großes Bewusstsein für die Chancen wahr, die in digital gestützten Teilbereichen der Forschung liegen. Zum Teil gibt es bei den Forschenden schon viel Wissen: Einige sind da sehr versiert, haben schon alle Standardlösungen durchdacht und haben sehr spezielle Anforderungen. Ich glaube, da kommt viel aus der Erfahrung aus dem Bereich E-Learning. Es besteht auch eine große Offenheit, Dinge auszuprobieren – etwa zum Beispiel erstmal mit einem Piloten zu erproben und zu schauen, ob das, was sich daraus ergibt, schon eine einsatzfähige Lösung ist, mit der man ins Feld und in die Datenerhebung gehen kann. 


 
„Es geht gar nicht so sehr um die konkrete Fähigkeit, sondern um die Offenheit, zu wissen und zu sehen, wann es von Vorteil sein kann, sich gewisse digitale Skills anzueignen.“
 

 

Welche digitalen Skills werden Ihrer Meinung nach in Zukunft für Forscher*innen entscheidend sein?
Ich glaube, man kann keine digitalen Skills im Allgemeinen empfehlen. Die Frage ist: Was ist das Forschungsthema? Was ist die Disziplin? Was sind die Methoden? Wenn ich sehe, dass in meinem Forschungsgebiet gewisse Programmiersprachen von Vorteil sind, dann ist es absolut erstrebenswert zu sagen: Ich lerne Programmiersprachen und klemme mich ins Thema Coding rein. 

Wenn man sieht, dass in der eigenen Disziplin Social-Media-Analysen wichtig sind, dann sollte man sich vielleicht mal damit auseinandersetzen. Es ist also höchst individuell und dynamisch. Und ich glaube, es geht gar nicht so sehr um die konkrete Fähigkeit, sondern um die Offenheit, zu wissen und zu sehen, wann es von Vorteil sein kann, sich gewisse digitale Skills anzueignen.

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