Personalmanagement: Krisenfest und bunt gemischt
Personalmanagement besteht aus vielfältigen Themen: Neben den klassischen Elementen gibt es Bereiche wie Organisationsentwicklung, Personalcontrolling oder das Employer Branding.

Personalmanagement: Krisenfest und bunt gemischt

Im Personalmanagement sitzen nur BWLer und Juristinnen? Weit gefehlt! Je nach Aufgabe wird andere Expertise benötigt. Für den gemeinsamen Austausch und die Vernetzung steht der Bundesverband der Personalmanager (BPM).

Text: Nicole Kretschmer

Seit 2019 leitet Inga Dransfeld-Haase als Präsidentin ehrenamtlich den Bundesverband der Personalmanager. Foto: BPM

WILA Arbeitsmarkt: Bei Personalmanagement denkt man zuerst an Recruiting und Urlaubsanträge: Was gehört alles zum Bereich?
Inga Dransfeld-Haase: Personalmanager*innen begleiten einen neuen Mitarbeiter oder eine neue Mitarbeiterin vom ersten Bewerbungsgespräch bis – im Idealfall – zur Rente, und sie kümmern sich um alles, was dazwischen liegt. Das fängt bei der Personalbedarfsplanung an: Welche Mitarbeiter*innen braucht das Unternehmen strategisch in den nächsten fünf Jahren? Auf Basis dieser Planung beginnt das Recruiting, also die Gewinnung von Mitarbeiter*innen.

Im Anschluss daran kümmern sich die Personalmanager*innen um das Onboarding und, im weiteren Verlauf der Beschäftigung im Unternehmen, um die Weiterentwicklung, die langfristige Bindung von qualifizierten Mitarbeiter*innen und das Gesundheitsmanagement. Außerdem kommen administrative Aufgaben von der Bearbeitung von Urlaubsanträgen, das Erstellen von Verträgen und Zwischenzeugnissen bis zur Gehaltszahlung hinzu.

Darüber hinaus umfasst das klassische Personalmanagement Elemente wie die Organisationsentwicklung, Personalcontrolling oder das Employer Branding. Das Personalmarketing beschäftigt sich damit, wie das Unternehmen als Arbeitgebermarke auf dem Arbeitsmarkt wahrgenommen wird. 


 
„Das Arbeiten in der hybriden Arbeitswelt wird Personalmanager*innen auch in Zukunft beschäftigen.“
 

 

Wie hat die Corona-Pandemie die Branche beeinflusst?
Der BPM führt unter seinen Mitgliedern regelmäßig eine Berufsfeldstudie durch, um herauszufinden, welche Themen im Personalmanagement gerade präsent sind. Vor dem Jahr 2020 stand für die Personalmanager*innen regelmäßig das Recruiting und die Gewinnung von qualifizierten Fachkräften ganz oben auf der Agenda.

Nun haben wir unsere Mitglieder erstmals auch zu den Folgen der Corona-Pandemie befragt. Die Prioritäten im Personalmanagement haben sich maßgeblich verändert: Recruiting ist in den Hintergrund gerückt. Themen wie Arbeitsorganisation, New Work, Digitalisierung oder Change Management haben an Bedeutung gewonnen.

Ein gutes Beispiel ist das Homeoffice. Vor der Pandemie haben oft nur wenige Mitarbeiter*innen einzelne Tage von zu Hause aus gearbeitet. Mit Beginn der Pandemie sind von heute auf morgen ganze Abteilungen zu hundert Prozent ins Homeoffice gewechselt. 

Das war eine Herkulesaufgabe, in deren Rahmen sich viele, zum Teil auch neue Fragen gestellt haben: Hält das IT-System, wenn alle Mitarbeiter*innen sich gleichzeitig von zu Hause einwählen? Wie können wir im Team oder abteilungsübergreifend virtuell Kontakt halten und effektiv zusammenarbeiten? Dieser Prozess ist nicht abgeschlossen. Das Arbeiten in der hybriden Arbeitswelt wird Personalmanager*innen auch in Zukunft beschäftigen, denn eine vollständige Rückkehr in das Büro wird es zum Glück nicht geben.


 
„Ohne diese Zäsur hätte es eine flächendeckende Veränderung der Arbeitswelt in so kurzer Zeit nicht gegeben.“
 

 

Hat die Corona-Pandemie einen größeren Einfluss auf das Personalmanagement als andere Ereignisse wie die Wirtschaftskrise 2008?
Ja, auf jeden Fall hat die Pandemie einen sehr großen Einfluss, weil alle Bereiche im Unternehmen gleichzeitig im hohen Maße betroffen sind und darüber hinaus auch Unternehmenspartner, Zulieferer, Schulen und Kitas. Dieser massive Umbruch in der Arbeitswelt hat erfreulicherweise zu mehr Zusammenhalt unter den Mitarbeiter*innen geführt, weil jeder im Arbeitsalltag betroffen ist und alle das gleiche Ziel verbindet: gesund durch die Krise zu kommen. Ohne diese Zäsur hätte es eine flächendeckende Veränderung der Arbeitswelt in so kurzer Zeit nicht gegeben. Wer vor der Pandemie gesagt hätte, ab nächster Woche arbeiten wir alle im Homeoffice, dem hätte keiner geglaubt.  

Welche Chancen haben Absolvent*innen aus anderen Bereichen als Jura und BWL im Personalmanagement?
Ich selbst bin Juristin und habe über das Arbeitsrecht klassisch ­meinen Weg in das Personalmanagement gefunden. Es gibt erfreulicherweise zunehmend mehr spannende Lebensläufe im Human Resource Management. So sind beispielweise auch im Gesamtvorstand des BPM Fachrichtungen von der Klassischen Philologie, Alte Geschichte, Italienische Literaturwissenschaften oder Politikwissenschaften und Soziologie vertreten. Deshalb sehe ich gute Chancen auch für Absolvent*innen anderer Studiengänge.  


 
„Es gibt also ganz viele Facetten im Personalmanagement, wo sich viele Fachkräfte aus unterschiedlichen Bereichen wiederfinden können.“
 

 

Macht es einen Unterschied, ob man in einer kleinen oder in einer großen Personalabteilung arbeitet?
Auf jeden Fall! In einer kleinen Personalabteilung kann es vorkommen, dass man allein oder nur zu zweit vom Recruiting über Lohnabrechnung bis zu Verträgen alles managt. Dafür braucht man viele verschiedene Fähigkeiten wie Empathie und Organisationstalent. Sie müssen aber auch gut vernetzt sein im Unternehmen. 

Je größer und breiter aufgestellt die Personalabteilungen sind, desto eher kann man, angelehnt an seine eigenen Stärken und Interessen, Schwerpunkte setzen. Wer im Talent-Bereich arbeitet oder für Young Careers zuständig ist, der braucht eher Fähigkeiten aus dem Marketing und muss mit Social Media umgehen können. Wer sich um Verträge kümmert, braucht juristisches Fachwissen. Wer sich mit Pensionen beschäftigt, muss sich mit Bilanzen auskennen. Es gibt also ganz viele Facetten im Personalmanagement, wo sich viele Fachkräfte aus unterschiedlichen Bereichen wiederfinden können. 


 
„Für die Jobsuche ist es auch häufig hilfreich, sich ein Netzwerk aufzubauen und verschiedene Firmen kennenzulernen.“
 

 

Wie gelingt der Berufseinstieg?
Ich empfehle allen Berufseinsteiger*innen, zunächst für sich selbst herauszufinden, wo die eigenen Stärken liegen. Das gelingt in vielen Fällen durch Praktika. Für die Jobsuche ist es auch häufig hilfreich, sich ein Netzwerk aufzubauen und verschiedene Firmen kennenzulernen. Gerade für Personaler*innen ist es spannend herauszufinden, ob ein Unternehmen zu einem passt und ob der Bereich der richtige ist. Schließlich repräsentiert man das Unternehmen am Ende nach innen und nach außen. 

Und welche Tipps würden Sie Jobsuchenden für Online-Bewerbungsverfahren geben?
In vielen Unternehmen ist das Bewerbungsverfahren mittlerweile zu hundert Prozent virtuell. Ich empfehle, das Online-Bewerbungsgespräch vorab mit Familie, Freunden oder Bekannten zu üben. Wie wirke ich auf dem kleinen Bildschirm auf mein Gegenüber? Wie ist mein Hintergrund? Mit ein wenig Erfahrung fühle ich mich auch gleich in der ohnehin ungewohnten Bewerbersituation wohler. 

Bundesverband der Personalmanager (BPM) 
Gegründet hat sich der BPM im September 2009 und besteht zurzeit aus knapp 5.000 Mitgliedern. 
 
Vorteile einer Mitgliedschaft:
  • Weiterbildungen in Form von über 100 kostenfreien Veranstaltungen wie Coaching-Days oder Webinare zu praxisnahen HR-Themen
  • Fachlicher und regionaler Austausch in den Netzwerkgruppen
  • Zugang zu aktuellen Informationen aus der Fachzeitschrift „Human Resources Manager“. Das Abonnement ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.
  • Vertretung des eigenen Berufsstands gegenüber Politik und Medien
Kosten:
  • Jahresbeitrag für Vollmitglieder: 150 Euro
  • Young Professionals, zu denen Personen unter 30 Jahren oder mit weniger als drei Jahren Berufserfahrung zählen, können für das erste Kalenderjahr vom Jahresbeitrag befreit werden.
Webseite:

Ich rate auch dazu zu fragen, ob ein Treffen vor Ort zum Ende des Bewerbungsprozesses möglich ist, um den Arbeitsplatz zu sehen. Oder ob ein virtueller Kaffee mit den zukünftigen Kolleg*innen getrunken werden kann. So gewinnen Bewerber*innen einen breiteren Einblick in die Unternehmenskultur und die Mitarbeiterschaft. Diese Eindrücke sind entscheidend für den eigenen Entscheidungsprozess und die langfristige Zufriedenheit im Job.

Wie entwickelt sich die Arbeitsmarktlage für Personalmanagerinnen und -manager?
Das Personalmanagement ist krisenfest und wird gerade aktuell mehr denn je gebraucht. Die Arbeitsmarktlage insgesamt betrachtet steht aber natürlich im Schatten der Corona-Krise. Ich beobachte, dass viele Unternehmen beim Recruiting nach wie vor zurückhaltend agieren. 


 
„Alle Mitglieder des BPM können sich über unsere digitale Mitgliederplattform miteinander vernetzen.“
 

 

Welche Vorteile bietet eine Mitgliedschaft im BPM?
Der BPM bietet seinen Mitgliedern eine ganze Menge: Es finden über das ganze Jahr verteilt unterschiedliche Veranstaltungen sowie Weiterbildungen statt. Insgesamt acht Regionalgruppen sorgen für den Austausch und die Vernetzung vor Ort. In Ergänzung dazu sorgen die Fachgruppen für den fachlichen Austausch zu bestimmten Themen wie Arbeitsrecht, Diversity, Employer Branding oder Strategische Personalentwicklung. Hier kann jeder mitmachen, findet auf seine individuellen Fragen Antworten von Praktikern und kann sich gerne und jederzeit einbringen. 

Darüber hinaus erhalten unsere Mitglieder das Fachmagazin „Human Resources Manager“. Und: Alle Mitglieder können sich über unsere digitale Mitgliederplattform miteinander vernetzen, einen passenden Experten oder eine persönliche Mentorin oder einen Mentor finden. Der BPM vertritt die Interessen von Personalmanager*innen gegenüber Politik und Medien und richtet jährlich, gemeinsam mit Partnern, den größten Personalmanagementkongress in Deutschland aus. 

Wer kann Mitglied werden?
Unter unseren Vollmitgliedern sind Young Professionals aus kleinen und mittleren Betrieben ebenso wie etablierte Personalvorstände aus großen Unternehmen. Voraussetzung für eine Vollmitgliedschaft ist, dass man hauptberuflich als Personalmanager*in tätig ist. Der BPM hat zudem ein eigenes Nachwuchsprogramm: Studierende, die die Voraussetzungen erfüllen, können bis zum Ende ihres Studiums kostenfrei Mitglied im BPM werden.

  • Infodienst-Trainee-Stellen Der Artikel ist im WILA Arbeitsmarkt erschienen. Neben den Artikeln im Online-Magazin bietet das Abo-Produkt mehrere hundert ausgewählte aktuelle Stellen pro Wochen – von Montag bis Freitag aktualisiert und handverlesen speziell für Akademiker*innen mit einem generalistischen Studienhintergrund.
  • Die Abonnentinnen und Abonnenten erhalten durch den redaktionellen Teil und die Stellen-Datenbank einen breiten und dennoch konkreten Überblick über derzeitige Entwicklungen in Berufsfeldern und Branchen, können sich anhand der ausgewählten Jobs beruflich orientieren und bleiben so bei der Jobsuche am Ball. Unsere Erfahrung: Viele Abonnent*innen stoßen auf Tätigkeiten, die sie gar nicht auf dem Schirm hatten.

Weitere WILA-Angebote