Mein Tag als Nachhaltigkeitsmanager
Wie können Kakao-Plantagen mehr dazu beitragen, klimaneutral zu produzieren? Nur eine von vielen Fragen, die sich der Nachhaltigkeitsmanager Georg Hoffmann stellt. Foto (Symbolbild): © bestforbest / Fotolia

Mein Tag als Nachhaltigkeitsmanager

Zwischen E-Mobilität, Pflanzaktionen und Emissionsanalysen: Georg Hoffmann braucht für seinen Job Koordinationstalent, Fachwissen und Leidenschaft.

Georg-Hoffmann-Quelle-Alfred-RitterGeorg Hoffmann (53) hat Biologie in Konstanz studiert. Er arbeitete zunächst als Gutachter bei einem Beratungsunternehmen, anschließend qualifizierte er sich zum Umweltbetriebsprüfer. Nach Stationen im betrieblichen Umweltschutz ist er seit 2003 Nachhaltigkeitsmanager der Alfred Ritter GmbH & Co. KG und leitet zudem die Abteilung Arbeitssicherheit und Umweltschutz. Hier erzählt er WILA Arbeitsmarkt-Autor Roy Fabian, wie sein Arbeitsalltag aussieht.

9 Uhr: Im schwäbischen Waldenbuch fährt Georg Hoffmann seinen Dienst-PC hoch. Am Sitz des Schokoladenherstellers Alfred Ritter GmbH & Co. KG ist er für das Nachhaltigkeitsmanagement verantwortlich – eine schon rein inhaltlich „multifunktionale“ Tätigkeit, wie er sagt. „Denn Nachhaltigkeit berührt ja neben ökologischen auch wirtschaftliche und soziale Fragen.“ 

Wie jeden Morgen checkt Hoffmann zunächst seine E-Mails. Darunter ist eine Bitte der Vertriebs-Kollegen: Er soll den neuen Verhaltenskodex eines Kunden prüfen, den Partnerunternehmen unterschreiben müssen. Außerdem hat er eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter: Ein Mitarbeiter will sich ein Elektroauto anschaffen und fragt, ob E-Mobilität auch in den Unternehmensplänen eine Rolle spielt.

Inputs wie dieser seien kein Einzelfall, sagt Hoffmann. „Anfangs war ich noch eine Art Jagdhund, der gesagt hat, ‚Los, wir müssen was machen, wo sind Eure Vorschläge?‘.“ Inzwischen sei das Thema Nachhaltigkeit für das gesamte Unternehmen wichtig, so dass auch aus der Belegschaft Ideen kämen, aus denen er mitunter Projekte entwickle.

Hoffmann ruft den Mitarbeiter zurück und teilt ihm mit, dass er bereits im Austausch mit den Fuhrpark-Kollegen stehe: gemeinsam arbeite man an einem Vorschlag für die Geschäftsführung. „Denn bei Fragen von solch unternehmerischer Tragweite brauche ich das OK von oben.“ 

10.30 Uhr: Als die morgendliche Post erledigt ist, nimmt sich Hoffmann ein anderes Projekt vor. Während eines mehrtägigen Workshops sollen sich die Lehrlinge mit Artenvielfalt auf dem Firmengelände beschäftigen, indem sie Pflanzungen anlegen und mit Infotafeln versehen. Für den studierten Biologen Hoffmann ein Leib-und-Magen-Thema. Trotzdem hat er sich die Expertise der Ortsgruppe des Naturschutzbunds (NABU) ins Boot geholt. „Es ist eigentlich bei allen Projekten so, dass ich Teams zusammenstelle, die die eigentliche Fachkompetenz haben und die Umsetzung machen. Ich bin eher Ideengeber, Koordinator und Berater.“

Im Fall des Workshops prüft er nun, welche Stellen für die Pflanzen in Frage kommen; außerdem skizziert er Inhalte für die Infotafeln. Als der Entwurf steht, schickt er ihn mit Bitte um Rückmeldung an den NABU.

13 Uhr: Hoffmann öffnet eine E-Mail vom Vortag: Ein externer Dienstleister hat aktuelle Teilberechnungen zu den CO2-Emissionen der Fabrik in Waldenbuch geschickt. „Ein zentraler Auftrag der Geschäftsführung an mich lautet, dass die Produktion bis 2022 klimaneutral läuft“, so der Nachhaltigkeitsmanager. Auf seine Initiative hin wird die Alfred Ritter GmbH & Co. KG hierfür die Kakaoplantage El Cacao nutzen, die sie derzeit in Nicaragua aufbaut. Dank einer agroforstlichen Anbaumethodik wird die Plantage so viel CO2 in Biomasse und dem Boden binden, wie die Herstellung in Waldenbuch ausstößt – die Emissionen könnten damit kompensiert werden. 

Um die nötige Größenordnung festzustellen, braucht es regelmäßig Zahlen, die dem Standard des Weltklimarats entsprechen. Hoffmann geht die Berechnung des Dienstleisters durch und fügt sie einem Datensatz hinzu. Sobald die derzeitigen Emissionen der Fabrik vollständig erhoben und berechnet sind, wird er eine Vorlage für den TÜV anfertigen, um sie verifizieren zu lassen.

15.30 Uhr: Hoffmann erstellt zwei Präsentationen für das morgige Arbeitstreffen der Unternehmensinitiative „Biodiversity in Good Company“, in der die Firma Mitglied ist. Der Nachhaltigkeitsmanager wird den Lehrlings-Workshop sowie die laufende Dachbegrünung auf einem Neubau vorstellen, auch die anderen Mitglieder werden berichten. „Dadurch bleibt man auf dem Laufenden, kriegt Inspirationen und knüpft Kontakte.“

17 Uhr: Hoffmann macht für heute Feierabend. Das ist nicht immer so. Gerade wegen der  Außentermine können seine Arbeitstage länger werden. „Aber Zeit ist für mich kein wesentlicher Faktor, weil ich etwas tue, was mir viel Freude bereitet.“ Ohnehin sei das eine notwendige Voraussetzung: „In meinem Job muss man einfach brennen, um andere mitnehmen zu können.“

Foto von Georg Hoffmann: Quelle Alfred Ritter GmbH

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