Irgendwas mit Content - aber was genau?
Gemeinsam mit Webentwicklern Wireframes besprechen - auch das sollten Content-Fachkräfte können. Foto: Fotolia.de / © NicoElNino

Irgendwas mit Content - aber was genau?

Viele Unternehmen und Organisationen schreiben „Content-Jobs“ aus. Dass dahinter ganz unterschiedliche Berufsbilder stehen, sorgt für Verwirrung – auf beiden Seiten. Eine Einordnung.

Text: Benjamin O'Daniel

Eigentlich hatte sich Susanne P. den Job so spannend vorgestellt. Ein großer Verband aus Niedersachsen suchte einen „Content Manager“. Für die freiberufliche Vollblutjournalistin, die aus finanziellen Gründen schon länger eine feste Stelle suchte, klang dies interessant. Das kurze Bewerbungsgespräch lief sehr gut. Sie bekam den Job – und der Verband war froh, so eine versierte Journalistin gefunden zu haben.

Umso herber dann die Enttäuschung nach den ersten Monaten. Nach einem groß angelegten Website-Relaunch sollte Susanne P. über Wochen und Monate hinweg Inhalte von einem alten Content-Management-System in das neue System einpflegen. Technische Frickelei statt spannende Interviews und schöne Texte. Nach einem Dreivierteljahr kündigte die Redakteurin ihre Stelle frustriert und wechselte zurück in die Selbstständigkeit. 

  • Content-Marketing-Benjamin-ODanielÜber den Autor: Benjamin O’Daniel ist selbstständiger Content-Marketing-Manager. Der gelernte Redakteur und Online-Marketing-Fachwirt betreut für WILA Arbeitsmarkt seit mehreren Jahren die Online-Redaktion.
  • Seine digitalen Aufgaben erstrecken sich von der Entwicklung neuer Content-Formate über SEO-Strategien bis hin zur Koordination von Agenturen.
  • Im Netz spricht er jeden Montag im „Content Performance Podcast“ eine halbe Stunde über Suchmaschinenoptimierung.

Solche „Missverständnisse“ sind kein Einzelfall – sowohl bei den Jobsuchenden als auch auf Arbeitgeberseite. Jahr für Jahr werden immer mehr „Content-Jobs“ ausgeschrieben. Aber welche Aufgaben genau dahinter stecken und was man als Arbeitnehmer/in dafür können muss:  Das ist kaum geklärt.

Die Verwirrung hat vier Gründe.

1. Neue Aufgaben

Früher war die Welt noch einfach. Verlage, Rundfunkanstalten und private TV-Medienhäuser stellten Redakteurinnen und Redakteure ein. Große Unternehmen und Organisationen engagierten eigene Pressesprecher/innen, die in der Regel aus der Medienbranche kamen und nun Journalistenanfragen betreuten. Diese traditionellen Berufsbilder gibt es noch immer. Doch zusätzlich sucht mittlerweile praktisch jede Organisation, jeder Verband und jedes Privatunternehmen Fachkräfte für den digitalen Sektor.

Die PR- und Marketing-Teams sind stark angewachsen, weil durch das Netz Menschen auf direktem Wege erreicht werden können – und nicht mehr nur über die klassischen Medien. Oft geht es um den Aufbau und die Betreuung der Website, um Newsletter, Blogs, Social Media-Kanäle. Aber häufig auch um grundsätzliche strategische und technische Fragen – etwa wie viel Geld in welche Kanäle investiert werden sollte oder welches Content-Management-System man nimmt.

Konzerne, mittelständische Unternehmen, aber auch Start-ups bauen große, eigene Digital-Teams auf – von Content-Produzent/innen über Kanalverantwortliche für Social Media bis hin zu Reporting- und Analyse-Expert/innen. Andere Unternehmen nehmen weniger Geld in die Hand. Sie versuchen viele Aufgaben mit wenigen oder auch nur einer einzigen Person abzudecken.

Die meisten dieser Aufgaben sind erst in den letzten 10 bis 15 Jahren entstanden. Für Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger klingt das nach einer langen Zeit – zumal sie mit dem allgegenwärtigen Internet aufgewachsen sind. Aber aus einer größeren Arbeitsmarkt-Perspektive betrachtet ist diese Zeitspanne extrem kurz. Kein Wunder also, dass vieles noch ungeklärt ist. 

2. Neue Jobtitel

Die neuen Content-Berufe wuchern wild durcheinander. Das lässt sich auch an den Jobtiteln erkennen. Privatwirtschaftliche Unternehmen schreiben ihre Content-Jobs häufig mit Bezeichnungen wie „Junior“ für Nachwuchskräfte und „Senior“ für erfahrene Fachkräfte aus. Also etwa „Junior Content Writer“ für einen Berufseinsteiger oder eine Berufseinsteigerin. Abteilungsleiter heißen zum Beispiel „Head of Content Marketing“ oder „Head of PR & Social Media“. Die Bezeichnungen lehnen sich stark an die Berufsbezeichnungen der Betriebswirte an. 

Verbände, Nicht-Regierungsorganisationen und staatliche Institutionen suchen dagegen häufiger „Referent/innen“. Der Grund liegt unter anderem darin, dass sich die Gehälter meistens an Tarifverträgen für den öffentlichen Dienst (TVöD) orientieren. Auch die Kolleginnen und Kollegen sind „Referentinnen“ und „Referenten“. Vereinzelt sind Stellenausschreibungen mit der Bezeichnung „Sachbearbeiter/in“ zu finden. 

Der Wildwuchs hat auch institutionelle Gründe. Die traditionellen Berufsbilder sind in  Berufsverbände eingebettet. Die Verbände arbeiten an den Berufsbezeichnungen und definieren sie regelmäßig. Zum Beispiel beim Beruf Redakteur/in: Zu den Standards von Volontariaten nimmt unter anderem der Deutsche Journalistenverband (DJV) regelmäßig Stellung, der mit über 30.000 Mitgliedern Berufsverband und Gewerkschaft zugleich ist.

Auch die Pressesprecherinnen und Pressesprecher sind in mehreren Verbänden organisiert und haben ihr Berufsbild seit Jahren ausdefiniert. Der Berufsverband deutscher Pressesprecher (BdP) hat alleine über 4.000 Mitglieder.

Selbst für vergleichsweise exotische Tätigkeiten wie Redenschreiben gibt es mit dem Berufsverband der Redenschreiber deutscher Sprache (VRdS) eine eigene Organisation. Für die neuen Content-Berufe gibt es allerdings keine Berufsverbände – und damit keine organisatorische Basis. Die Folge: Unternehmen haben wenige  Orientierungspunkte, welche Stellen wie zu bezeichnen sind. Bei Stellensuchenden sorgt das für Verwirrung.

Vielleicht ändert sich dies in den kommenden Jahren. Vorbild könnte der Bundesverband Community Management für digitale Kommunikation und Social Media (BVCM) sein. Hier engagieren sich berufstätige Social Media Manager und Community Manager.

Die Verbandsmitglieder haben ihr Berufsbild mittlerweile klar definiert und mehrere Publikationen dazu veröffentlicht. „Wir im Verband sind überzeugt davon, dass wir in Deutschland klar definierte Berufsbilder für die digitale Welt benötigen. Diese ermöglichen Bildungsträgern, zeitgerechte Ausbildungsmöglichkeiten zu entwickeln und geben Unternehmen eine klare Vorstellung davon, wen sie überhaupt für ihr Unternehmen brauchen“, schreiben die Verantwortlichen auf ihrer Website (Lesen Sie dazu auch das WILA Arbeitsmarkt-Interview: "Mit Mut und Leidenschaft Grabenkämpfe überwinden"). 

3. Neue Kompetenzen

Für die Aufgaben rund um den Content werden sehr unterschiedliche Kompetenzen benötigt, was für Arbeitgeber und Jobsuchende zugleich eine große Herausforderung ist. Die Basis sind redaktionelle Fähigkeiten – also Themen aufspüren, Interviewpartner recherchieren, Erzählformate finden, Beiträge auf einem professionellen Niveau produzieren. Und das über ein oder mehrere Medien hinweg, also Text, Foto, Audio oder Bewegtbild. 

Hinzu wird technisches Wissen gefordert, also etwa der Umgang mit einem Content-Management-System wie Typo3, Joomla, WordPress oder Drupal. Leider gibt es unzählige Content-Management-Systeme (CMS).

Wer die Stellenanzeigen studiert, dem fällt auf: Jede Firma, jede Organisation hat ihr eigenes CMS. Und die Fachkraft, die gerade gesucht wird, soll eben genau dieses eine spezielle CMS können. Aber auch Analyse-Tools wie Google Analytics oder spezielle SEO-Tools stehen hoch im Kurs (SEO = Suchmaschinenoptimierung). Hier gibt es eine ähnlich große Auswahl. 

Die dritte Säule sind kaufmännische Kenntnisse und Marketing-Wissen. Hierzu gehören etwa die eigenverantwortliche Betreuung eines Geldtopfes und die Beauftragung von externen Freiberuflerinnen und Freiberuflern oder Agenturen, etwa für Grafik oder Programmierung. Viele Unternehmen wünschen sich von ihren Content-Fachkräften auch eine unternehmerische Denkweise. Man soll nach neuen Geschäftsmodellen Ausschau halten, in Zielgruppen denken und neue Strategien entwickeln – um nur drei Schlagwörter zu nennen.

Der Wunsch, der oft dahinter steht: Die Fachkraft soll neue Ideen mitbringen, visionär denken und gleichzeitig mit Zahlen und Statistiken hantieren können – also praktisch das Gegenteil von einem kreativen Freigeist sein.

Doch die Realität auf dem Arbeitsmarkt zeigt: Es gibt nur sehr wenige Fachkräfte, die so viele verschiedene Kompetenzen mitbringen. Erfahrene Content-Fachkräfte mit mehreren Jahren Berufserfahrung sind rar gesät. Und jüngere Fachkräfte wie etwa Absolvent/innen bringen nur einen Bruchteil der geforderten Fähigkeiten mit.

Oft sind die Ansprüche seitens der Arbeitgeber schlicht zu hoch. Ein Beispiel: In vielen Stellenausschreibungen werden – praktisch nebenbei – Erfahrungen in der Suchmaschinenoptimierung (SEO) als Kompetenz gefordert. Dass es dafür einen eigenen Berufszweig und in manchen Unternehmen sogar SEO-Teams gibt – geschenkt.

Dass sich die Suchmaschinenoptimierung in den letzten zehn Jahren extrem schnell weiterentwickelt hat, ist vielen Verantwortlichen wahrscheinlich gar nicht klar. Man hat das Schlagwort einmal gehört – und jetzt wandert es eben in die Stellenausschreibung. 

Ähnliche Widersprüche ergeben sich bei Social-Media-Anforderungen. Große Anzeigenkampagnen auf Facebook zu steuern und auszuwerten ist eine ganz andere Tätigkeit als kreative Video-Kampagnen für Snapchat zu entwickeln. Aber häufig werden diese Kompetenzen in einen Topf geworfen und in der Stellenausschreibung in einem Nebensatz abgehandelt. Auch hier zeigt sich, dass bei Arbeitgebern oft noch viel zu wenig Wissen vorhanden ist.

4. Neue Geschwindigkeit

Das Internet entwickelt sich rasant weiter – und jedes Unternehmen und jede Organisation geht unterschiedlich damit um. Im Zentrum steht die Frage, wie intensiv sich die Führungskräfte mit dem digitalen Wandel beschäftigen. Ihr Fachwissen und ihre Einstellungen lassen sich leider an den Stellenausschreibungen nicht erkennen.

So kann es passieren, dass man später vor allem mit „Betonköpfen“ zusammenarbeiten muss, die sich für digitale Aufgaben eigentlich nicht interessieren und am liebsten nichts ändern möchten. Nach dem Motto: „Auf Facebook bin ich nicht. Das ist doch nur Unsinn.“ Zwei mögliche Folgen: Entweder man redet gegen eine Wand – oder es wird unrealistisch viel erwartet. Nach dem Motto „Wieso kannst du das nicht programmieren?“ oder „Warum geht das nicht schneller?“ oder „Kostet das wirklich so viel?“

Andere Führungskräfte wiederum wollen vielleicht reagieren, kommen aber mit der Geschwindigkeit nicht zurecht. Konkretes Beispiel: Seit einiger Zeit gibt es die Möglichkeit, auf Facebook live zu senden – wie bei einem Fernsehsender. Mit diesem relativ neuen Format kann man sehr hohe Reichweiten erzielen. Doch wie damit umgehen? Welche Inhalte sollen „gesendet“ werden? Wer stellt sich vor die Kamera? Muss dafür jemand ausgebildet werden – falls ja, wie und wo – und wie viel kostet das? 

Manche Unternehmen gehen mit solchen Fragestellungen sehr offensiv um und begreifen es als Chance, ihre Reichweite zu steigern. Sie starten zum Beispiel sofort mit Tests und haben bereits ein Netzwerk, das sie für Tipps anzapfen können. In anderen Firmen ist so etwas in der Jahresplanung nicht vorhanden – und daran lässt sich auch nicht rütteln.

Die „Beton-Unternehmen“ sind vor allem für erfahrene Fachkräfte ein Problem. Sie wollen gerne möglichst viel erreichen und keine Zeit mit theoretischen oder grundsätzlichen Diskussionen vergeuden. Beispiel Medienhäuser: In den vergangenen Monaten haben eine Reihe erfahrener Digitalspezialistinnen und -spezialisten gekündigt. Selbst große, vergleichsweise innovative Newsportale wie Spiegel Online haben mehrere erfahrene Fach- und Führungskräfte verloren. 

Wie im Bewerbungsgespräch reagieren?

Was bedeutet das für Sie als Jobsuchende? Wie können Sie als Fachkraft mit dieser Situation umgehen, wenn Sie auf Jobsuche sind? Hier einige Ratschläge: 

Zu den Aufgaben: Fragen Sie, was zu Ihren täglichen Aufgaben gehört und wie diese bisher umgesetzt worden sind. Welche Erwartungen hat Ihr möglicher Arbeitgeber an Sie und Ihr tägliches, wöchentliches Pensum? Geht es um Aufgaben, für die eigentlich drei Fachkräfte nötig wären? Auch die Ziele des Arbeitgebers sind wichtig. Sind die Ziele unklar, nach dem Motto „Wir möchten dort einfach vertreten sein“ oder „Wir müssen unsere Seite auf Vordermann bringen“? Oder gibt es konkrete Vorstellungen, etwa was Besucherzahlen angeht oder vertriebliche Kennzahlen („Wir möchten unsere Shop-Verkäufe um zehn Prozent steigern“).

Zu den Jobtiteln: Die Jobtitel in der Stellenanzeige sind bereits ein Hinweis auf  das Gehalt. „Junior“-Fachkräfte verdienen naturgemäß weniger als „Senior“-Fachkräfte. Wobei sich dies von Branche und Unternehmen sehr stark unterscheidet. „Sachbearbeiter/in“ macht klar, dass hier nur verwaltende Tätigkeiten verlangt werden. Wenn von den Aufgaben und Komptenzen her sehr viel erwartet wird, sich dies aber nicht im Jobtitel wiederspiegelt, ist das ein Thema, das Sie freundlich ansprechen sollten. Möglicherweise ist das ein Hebel, um ein höheres Gehalt herauszuschlagen. Oder man muss klar machen, dass man für hohe Ziele ein entsprechendes Budget für externe Dienstleister oder Anzeigen benötigt.

Zu den Kompetenzen: Arbeiten Sie im Bewerbungsgespräch Ihre eigenen Stärken und Erfahrungen klar heraus. Stellen Sie zum Beispiel Projekte vor, die Sie umgesetzt haben. Das können berufliche Projekte sein, aber auch erfolgreiche private Projekte, wie etwa ein Themenblog oder einen thematisch fokussierten Instagram-Kanal. Weisen Sie gleichzeitig auf ihre fachlichen Grenzen hin. Schütten Sie lieber reinen Wein ein, anstatt später in der Patsche zu sitzen. Gehen Sie mit ihren Grenzen konstruktiv um. Schlagen Sie direkt vor, wie die Themen gelöst werden könnten, die Sie selbst nicht beherrschen. Das kann eine externe Agentur sein, die Sie kennen. Auch eine gezielte Fortbildung in dem Bereich ist eine Option.

Zu den Geschwindigkeiten: Versuchen Sie im Bewerbungsgespräch herauszufinden, wie digital Ihr möglicher Arbeitgeber und vor allem Ihr Chef oder Ihre Chefin wirklich sind. Fragen Sie möglichst viel nach, wie in konkreten Situationen gehandelt wurde. Manchmal reicht auch eine kurze Zwischenfrage. Wenn es etwa um Social Media als Ihren zukünftigen Aufgabenbereich geht, können Sie nachhaken, ob die Führungskraft selbst auch Soziale Netzwerke beruflich nutzt.

Content-Experten müssen moderieren 

Gleichzeitig sollte jedem klar sein: Als Digital-Verantwortliche/r ist haben Sie immer die Aufgabe, Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit zu leisten. Ein Blick von oben herab oder Motzerei hilft Ihnen nicht weiter. Sie leisten Pionierarbeit. Dafür müssen Sie ein dickes Fell haben und Ignoranz oder Desinteresse in einem gewissen Maße aushalten. Ein guter Hebel für mehr Verständnis: Stellen Sie regelmäßig neue Entwicklungen vor, und erklären Sie, welche Konsequenzen sie für Ihr Unternehmen und die Kundschaft haben.

Schauen Sie sich auch Wettbewerber an. Welche Inhalte veröffentlichen konkurrierende Unternehmen auf ihren digitalen Kanälen? Welche Start-ups entstehen in Ihrer Branche? Besteht eine Gefahr, von einer großen Plattform wie Amazon „angegriffen“ zu werden? So verdeutlichen Sie die Relevanz Ihrer digitalen Aufgaben für das Unternehmen.

Vernetzen Sie sich in Ihrer Branche. Es gibt in Deutschland zahlreiche Barcamps, auf denen sich digitale Fachkräfte tummeln. Dort können Sie auch als Nachwuchskraft einfach Kontakte knüpfen und sich zum Beispiel umhören, wie andere Fachkräfte interne Konflikte lösen. 

Der beste Weg, Kolleginnen und Kollegen zu überzeugen, ist Begeisterung. Wenn Sie mit Leidenschaft an Ihrem Thema arbeiten, überzeugen Sie automatisch. Zwar nicht alle auf einmal. Aber vielleicht einen nach dem anderen. Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen.

Weiterbildungsmöglichkeiten  

Für viele Berufseinsteiger/innen, aber auch für ältere Berufstätige sind Content-Berufe eine interessante Alternative – schlicht weil hier immer mehr Jobs entstehen. Aber wie kommt man in einem neuen Content-Beruf unter? Basis hierfür ist eine persönliche Weiterbildungsstrategie, für die man mindestens ein bis drei Jahre Zeit einplanen sollte.

Grundsätzlich betrachtet gibt es Konferenzen, Seminare, Aufbau-Studiengänge und Zertifikatslehrgänge. Die einzelnen Anbieter hier zu nennen, würde den Rahmen sprengen. Der entscheidende Schlüssel liegt aber auch woanders: Kombinieren Sie Weiterbildungen mit eigenen Projekten. So können Sie das Erlernte in der Praxis umsetzen. Außerdem knüpfen Sie automatisch neue berufliche Kontakte.

Eine Teilnahmebescheinigung oder ein Zertifikat alleine bringt im Bewerbungsgespräch nur wenig. Mit konkreten Erfahrungen und Beispielen, die Sie anführen können, punkten sie mehr. Folgende grundsätzliche Richtungen gibt es, in die man sich weiterentwickeln kann:

Content & Social Media  

In der „alten“ Berufswelt der Redakteurinnen und Redakteure gibt es bereits vier Spezialisierungen: Print, Audio, Bewegtbild, Fotografie. Diese Spezialisierungen setzen sich im digitalen Raum fort. Die passenden Berufsbezeichnungen sind hier die Content-Editoren, Online-Redakteure oder auch Social-Media-Redakteure. Bei Weiterbildungen gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Entweder man schärft eine Disziplin. Oder man sattelt auf und kann so mehr Tätigkeiten übernehmen

Zur Schärfung: Wer eine gute Schreibe hat, kann sich thematisch spezialisieren und zum Beispiel ein Fachblog eröffnen und sich so ein Netzwerk und eine Leserschaft aufbauen. Das Radio-Pendant im Netz ist ein Podcast. Die Podcast-Szene ist zwar deutlich kleiner als etwa die Bloggerinnen und Blogger. Aber auch hier gibt es in den letzten ein, zwei Jahren einen deutlichen Aufwind. 

Bewegtbild ist im Netz mittlerweile stark dominierend. Auf Plattformen wie Facebook, YouTube oder Instagram, aber auch auf der eigenen Website spielen Videos eine immer größere Rolle. Wer also Web-Videos produzieren kann, hat beim Bewerbungsgespräch immer einen dicken Stein im Brett. Die Videos unterscheiden sich allerdings deutlich von der klassischen Fernsehbranche. Im digitalen Bereich wird in der Regel viel weniger Zeit und Geld eingeplant.

Besonders gefragt sind Kombinationen mehrerer journalistischer Disziplinen. Wenn Sie also schreiben und fotografieren oder Audio und Video produzieren, können Sie mehr redaktionelle Aufgaben in Content-Projekten übernehmen. Die „eierlegende Wollmichsau“ wird zwar von Gewerkschaften oft kritisiert. Das ändert aber nichts daran, dass in Bewerbungsgesprächen diejenigen punkten können, die verschiedene redaktionelle „Gewerke“ ausüben können. 

Im Social-Media-Bereich gibt es regelrechte Wellenbewegungen. Zu Beginn wurden auf dem Arbeitsmarkt Facebook-Expert/innen gesucht, dann kamen Twitter und Instagram und jetzt Snapchat. Jedes Mal suchen Unternehmen, aber auch Online-Agenturen händeringend Personen, die sich mit der neuen Plattform in der Tiefe auskennen. Der Vorteil hier: Alle paar Jahre taucht ein neues Netzwerk auf, das sich rasant verbreitet. Wer sich frühzeitig einarbeitet, wird schnell Expertin oder Experte – und hat dann einen Vorteil auf dem Arbeitsmarkt.

Ein großes Arbeitsfeld ist auch die Suchmaschinenoptimierung. Hier tut sich derzeit besonders viel. Denn der Anspruch von Google ist massiv gestiegen. Mittlerweile muss inhaltlich sehr viel geboten werden, damit man auf den vorderen Suchergebnissen eingestuft wird. Häufig arbeiten hier Texter/innen mit Expert/innen für Webanalyse, aber auch mit Online-PR-Abteilungen zusammen. 

BWL & Marketing 

Viele Kreative interessieren sich einfach nicht für Zahlen. Sie wollen frei an Themen arbeiten – und das ist auch gut so. Wer allerdings einen Draht zu Zahlen und keine Scheu vor dem Vertrieb, also „verkaufen“, hat, für den sind Weiterbildungen in BWL und Marketing eine interessante Option. Kaufmännische Kenntnisse und Marketing-Wissen sind besonders in der Privatwirtschaft gefragt. Hier kann es Sinn machen, sich mit betriebswirtschaftlichen Kennzahlen allgemein und im Besonderen mit Online-Marketing-Kennzahlen auseinanderzusetzen.

Das passende Berufsbild ist der/die Content-Marketing-Manager/in. Diese Fachkräfte entwerfen Strategien und Kampagnen, um Menschen mit Werbebotschaften zu erreichen. Allerdings nicht in Form eines Plakates oder ein TV-Spots. Sondern in Form von spannenden, redaktionell aufbereiteten Inhalten oder durch Kooperationen mit Influencern – also Menschen mit einer großen Gefolgschaft in den Sozialen Netzwerken. 

Content-Marketing-Manager kümmern sich darum, dass ein Unternehmen oder eine Organisation über die digitalen Kanäle bekannter wird. Sie können aber auch genau ausrechnen, welche Aktivitäten wie viel bringen, verfügen also über entsprechende kaufmännische Kenntnisse. 

Technik & Webanalyse

Kenntnisse von Content-Management-Systemen können ein entscheidender Faktor sein. Wer Typo3 aus dem „Effeff“ kennt, kann ab dem ersten Tag im neuen Job produktiv arbeiten – und muss nicht erst angelernt werden. Die Krux hier ist allerdings: In welchem CMS soll ich mich fortbilden, wenn ich noch nicht weiß, wo ich später arbeiten werde? Die großen Systeme sind Typo3, WordPress und Joomla. Vielleicht haben Sie die Möglichkeit, in mehrere Systeme reinzuschnuppern. Einfach blind auf ein Pferd zu setzen, macht wenig Sinn.

Das passende Berufsbild ist oft der oder die Content-Manager/in. Dabei liegt der Schwerpunkt klar im technischen Bereich. Ein Content-Manager beschäftigt sich seltener mit der redaktionellen Entwicklung von Inhalten, sondern setzt diese auf der Internetseite um – vergleichbar mit Blattmacher/innen in der Printbranche.

Auch ohne Webanalyse läuft im Netz nichts. Hier geht es darum, dass man mit Hilfe von Software Daten filtert und analysiert. Ein Beispiel: Wie viele Besucher kommen über Google, und wie bewegen sie sich auf der Website? Oder: Wie viele Verkäufe werden über welche digitalen Kanäle erzielt? Aus den Daten heraus entwickeln Content-Marketing-Manager wiederum ihre nächsten Strategien und Kampagnen. Hier braucht man auch rechtliches Gespür. 2018 kommen neue EU-Datenschutz-Gesetze mit noch unkalkulierbaren Konsequenzen für Analyse-Tools.

Fazit

Die digitale Welt wächst und wächst – und mit ihr der Arbeitsmarkt. Es werden noch viele Content-Fachkräfte gebraucht. In drei oder fünf Jahren sind wahrscheinlich weitere Berufsbilder entstanden. Wer sich davor nicht fürchtet, sondern die Entwicklung als Ansporn nimmt, für den ist die Content-Welt eine spannende berufliche Option.

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