Stipendium: Geldspritze auch ohne Bestnoten
Geld sparen mit einem Stipendium: Es gibt viel mehr Möglichkeiten als gedacht. Foto: Fotolia.de / Contrastwerkstatt

Stipendium: Geldspritze auch ohne Bestnoten

Ein Stipendium für die sparsamsten Studierenden? Die Kriterien für Förderangebote sind breit gefächert. Einer Expertin zufolge sind rund 40 Prozent aller Bewerbungen erfolgreich.

Text: Janna Degener 

Geld, Weiterbildungen, Netzwerke – dass Stipendien attraktiv sind, ist allgemein bekannt. Dennoch verzichten nach wie vor viele Studierende darauf, Unterstützung zu beantragen. „Bekannte Förderungen wie das Deutschlandstipendium wählen ihre Kandidaten stark nach Noten aus. Deshalb denken viele, gute Studienleistungen seien in jedem Fall eine Voraussetzung, um ein Stipendium zu bekommen. Doch das stimmt nicht“, betont Mira Maier, Mitgründerin der Initiative für transparente Studienförderung und Geschäftsführerin des Portals myStipendium.de.

Tatsächlich werden nur wenige Stipendien ausschließlich aufgrund guter Noten vergeben. Bei vielen weiteren ist dies nur ein Kriterium neben anderen. „Die meisten Stipendiengeber wollen sicher sein, dass ihre Kandidaten das Studium erfolgreich abschließen – ansonsten wäre die Förderung ja quasi ‚verloren‘. Doch die Studienleistungen sind oft nur eine kleine Komponente mit niedriger Messlatte“, sagt Mira Maier.

Neben guten Noten gelten Engagement und Bedürftigkeit als klassische Kriterien, wenn es um die Vergabe von Stipendien geht. Doch, so Mira Maier, das seien nur drei Kriterien von über vierzig, die die Stipendiengeber berücksichtigen.

Wer sich auf die Suche nach Förderangeboten macht, findet vor allem viel Spezielles – und je kleiner die Zielguppe, desto kleiner auch die Zahl der Bewerbungen. 

Fächer und Themen

Bei vielen Stipendiengebern können Studierende auf Unterstützung hoffen, wenn sie in einem bestimmten Studiengang studieren oder sich auf die passende Branche, ein spezielles Fach oder ein bestimmtes Thema fokussieren. Die Deutsche Altamerika Stiftung fördert etwa Nicht-Promovierte auf dem Gebiet der Altamerikanistik.

Für (angehende) Journalist/innen gibt es verschiedene Stipendien wie das Recherche-Stipendium „Reporters in the Field“ der Robert Bosch Stiftung. Die Bundesstiftung Aufarbeitung fördert Doktorarbeiten zu den Ursachen, der Geschichte und den Folgen der SED-Diktatur, die Fries-Stiftung Arbeiten zum Philosophen Jakob Friedrich Fries, und die Stiftung DANUBIUS vergibt Stipendien an ökologisch Interessierte. 

Beruf der Eltern

Für andere Stipendien ist der Beruf der Eltern entscheidend: Die Regierungsrat Paul-Meyer-Stiftung vergibt etwa Stipendien an Kinder von Beschäftigten der Deutschen Bahn und die Hartmannbund-Stiftung an Kinder von Ärzten.  

Regionale Herkunft

Die Sophia von Bocholtsche Studentenstiftung fördert beispielsweise Studierende, die aus der nordrhein-westfälischen Stadt Rees kommen. „Bei solchen Stipendien hat man schon fast gewonnen, wenn man aus einem bestimmten Ort kommt“, sagt Mira Maier.

Kombination von Kriterien

Häufig – auch in den oben genannten Beispielen – spielen verschiedene Kriterien eine Rolle. Manchmal führt das dazu, dass die Auswahl zumindest auf den ersten Blick ein wenig skurril anmutet. So fördert die Mie-Stiftung etwa deutsche, elternlose, evangelische, bedürftige Mädchen, während die Anni-Eisler-Lehmann-Stiftung die Gesangsausbildung jüdischer Studierender in Mainz und die Emilie Porzersche Stiftung bedürftige Töchter bayerischer Beamter unterstützt. 

Spezielle Leistungen

Neben Geldspritzen für den Lebensunterhalt, Reise- oder Druckkostenzuschüssen gewähren die Stipendiengeber auch andere Leistungen. So bezuschusst die Christiane Nüsslein-Volhard-Stiftung etwa Haushaltshilfen und Kinderbetreuung für Doktorandinnen mit Kindern, während der kunst:raum sylt quelle deutschsprachigen Autorinnen und Autoren mit seinem Literaturstipendium „Inselschreiber“ einen achtwöchigen Aufenthalt auf Sylt mit Teilnahme an einer Lesung ermöglicht.

Kurioses

Darüber hinaus gibt es schließlich eine Reihe besonders kurioser Stipendien: Das TravelBird Stipendium zum Beispiel hat einer Studierenden mit inspirierender Reiseerfahrung ein Praktikum in Amsterdam sowie eine finanzielle Förderung ermöglicht. Das Unternehmen Sparheld wiederum fördert Deutschlands sparsamste Studierende, die kreative Wege zum Geldsparen finden.

Die Zeppelin Universität finanziert Bewerber/innen, die auf Grund ihrer besonderen Biografien keine Chance auf ein anderes Stipendium haben, weil sie beispielsweise sitzen geblieben sind, eine Ausbildung oder ein Studium abgebrochen haben, mit dem Anti-Streber-Stipendium ein Bachelor-Studium.

Und das Schlechte-Noten-Stipendium des Kreditanbieters Vexcash richtet sich an Studierende, die trotz miserabler Noten Ambitionen aufweisen. „Wir sind überzeugt, dass es für schlechte Noten meist einen guten Grund gibt. Die Leute sind nicht faul oder dumm, sondern haben vielleicht eine Schwäche wie Legasthenie oder müssen sich um ihre sechs Geschwister kümmern. Diese Geschichten möchten wir kennenlernen und den Studierenden eine Chance geben“, sagt Mira Maier, deren Organisation an dieser Förderung als Partner beteiligt ist.

Zeitpunkt der Förderung

Einige Stipendiengeber fokussieren sich gezielt auf fortgeschrittene Studierende und die Abschlussphase. Die Gesellschaft der Freunde Universität Heidelberg etwa fördert Studierende bei Bedarf in der Endphase des Studiums, während die Ikea Stiftung Stipendien für Abschlussarbeiten vergibt.

Die Themen müssen sich in diesem Fall rund um Wohnen und Verbraucherschutz drehen. Aber auch viele andere Stipendien sind durchaus auch für Studierende in höheren Semestern interessant. Mira Maier macht gerade ihnen Mut zur Bewerbung: „40 Prozent aller Stipendienbewerbungen sind erfolgreich – und je weiter im Studium fortgeschritten die Bewerberinnen und Bewerber sind, desto größer sind ihre Chancen auf ein Stipendium.“

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