Auf zum Assessment Center!
Eine komplexe Aufgabe - und wenig Zeit: So laufen Assessement Center gerne ab. Man sollte sich trotzdem nicht stressen lassen. Foto/Copyright © Gajus - Fotolia.com

Auf zum Assessment Center!

Fragen Sie unseren Coach (3): Wie bereitet man sich auf ein Assessment Center vor? Was kann man üben - und was nicht? Drei Beispiele nennt Janine Kleidorfer, Karrierecoach aus Bonn.

Die Frage: 

Ich befinde mich mitten im Bewerbungsprozess. Jetzt habe ich eine Einladung zum Assessment Center bekommen. Ich habe praktisch keine Erfahrungen mit solchen Situationen und muss zugeben, dass ich nervös bin. Wie kann ich mich auf das Assessment Center vorbereiten?

Die Antwort von Karrierecoach Janine Kleidorfer: 

Janine Kleidorfer: Mit Ihrer Nervosität sind Sie nicht allein. Viele Bewerber sind unsicher, was auf Sie zukommt. Kein Wunder, es ist ja auch eine besondere Situation. Allerdings kann man sich auf ein Assessment Center sehr gut vorbereiten, selbst wenn man die konkreten Inhalte natürlich nicht vorab kennt. Es gibt einen Strauß von klassischen Aufgaben, die man vorher üben kann.

Drei Beispiele:

1. Die Selbstpräsentation – eine der wichtigsten Aufgaben. Sie bekommen drei bis zehn Minuten Zeit, sich selbst vorzustellen. Hier geht es nicht darum, dass Sie Ihren Lebenslauf referieren. Stattdessen bringen Sie es auf den Punkt: Wer sind Sie als Person? Welche Stärken, Fähigkeiten und Talente bringen Sie mit? Erklären Sie Ihre Qualifikationen anhand von Beispielen aus Ihrem Berufsleben. So wird es konkret, und Sie verfallen nicht in allgemeine Floskeln wie „Ich bin teamfähig“. Auch Ihre Motivation ist entscheidend: Warum möchten Sie diesen Job ausüben? Warum sind Sie die richtige Person genau für diese Stelle? Dafür muss man sich vorab intensiv mit der eigenen Person, der beruflichen Entwicklung und dem Anforderungsprofil auseinandersetzen.

2. Die Fallstudie. In einer klassischen Fallstudie wird ein Szenario beschrieben. Es gibt ein Problem in dem Unternehmen. Sie haben eine bestimmte Position inne und müssen für das Problem eine Lösung finden. Für die Fallstudie bekommen Sie meistens viele Informationen und zugleich wenig Zeit. Hier gilt die Regel: Seien Sie nicht zu perfektionistisch! Meistens geht es den Beobachtern weniger darum, dass Sie ein fertiges Ergebnis liefern, sondern mehr darum, wie Sie mit der Situation umgehen. Setzen Sie klare Prioritäten? Nach welcher Methode gehen Sie vor? Können Sie schnell kombinieren?

3. Das Stress-Interview. Leider kommt es immer noch vor, dass in manchen Assessment Centern bewusst Stress-Interviews geführt werden. Es wird versucht, die Teilnehmer zu verunsichern, um zu beobachten, wie sie reagieren. Etwa, in dem mehrfach schnell kritisch nachgefragt wird, bestimmte Aussagen übertrieben werden, bis hin zu klaren Provokationen. Manchmal wird aber auch einfach geschwiegen und abgewartet, so dass der Bewerber in der Luft hängt. Wenn Sie merken, dass Druck auf Sie ausgeübt wird und die Situation für Sie unangenehm wird, gilt die Devise: Atmen Sie tief durch und bleiben Sie ruhig! Versuchen Sie unangemessene Kritik mit Sachargumenten zu widerlegen. Und ein Schweigen muss man auch einmal aushalten können! Viele reden immer weiter – und reden sich im schlimmsten Fall um Kopf und Kragen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist Ihre grundsätzliche Einstellung zum Assessment Center. Viele haben Angst, Fehler zu machen. Sie fürchten, dass sie in eine Verhörsituation geraten, auf den Prüfstand gestellt werden und die Situation nicht bestehen. Man kann aber genauso mit einer positiven Einstellung in den Termin gehen! Sie haben eine Einladung erhalten – und sind damit schon einen großen Schritt näher an dem Job. Jetzt finden beide Seiten heraus, ob man zueinander passt. Versetzen Sie sich in die Lage Ihres potenziellen Arbeitgebers. Auch dort herrscht Druck, die Stelle mit der richtigen Person zu besetzen.

Und wenn Sie sich gut vorbereitet haben und es entsprechend läuft, bekommen Sie die Stelle! Ich wünsche Ihnen auf jeden Fall viel Erfolg!

Text: Benjamin O'Daniel

Zum Coach

Janine KleidorferJanine Kleidorfer ist Karriere- und Führungskräfte-Coach aus Bonn. Seit mehr als zehn Jahren ist sie in der Personalentwicklung tätig. Unter anderem bereitet sie ihre Klienten auf Assessment Center vor. Janine Kleidorfer gehört zu den Coaching-Kooperationspartnern des arbeitsmarkt. Mehr Infos zum Coaching-Programm auf unseren Service-Seiten

Haben Sie schon einmal ein Assessment Center absolviert? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Wir freuen uns über Berichte und weitere Tipps! Einfach eine E-Mail an redaktion@wila-arbeitsmarkt.de - vielen Dank!

Unsere Coaching-Serie: 

Teil 1: Neuer Chef, neuer Stress - wenn sich das Unternehmen wandelt 

Teil 2: Im Ausland arbeiten statt in Deutschland? Pro und contra 

Weitere WILA-Angebote